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Ehemalige Muslimbrüder entlarven die zerstörerische Agenda der Bewegung

1:26 PM - 24 Juni, 2025
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In den vergangenen Monaten haben ägyptische Verlage eine auffällige Welle an Enthüllungsbüchern ehemaliger Führungspersonen und langjähriger Mitglieder der Muslimbruderschaft veröffentlicht. Die Autoren, die sich von der Organisation losgesagt haben, gewähren intime Einblicke in eine Bewegung, die jahrzehntelang im Verborgenen agierte – und offenbaren, wie sie denkt, agiert und Macht organisiert, offen wie im Geheimen.

Die Bücher beleuchten die internen Machtkämpfe zwischen Hardlinern („Falken“) und moderateren Stimmen („Tauben“), sie beschreiben die Finanzierungsnetzwerke der Bruderschaft, dokumentieren ihre Verbindungen ins Ausland und liefern Details zu geplanten Gewaltaktionen. Der Erkenntniswert hängt dabei stark vom früheren Rang des Autors ab – je höher die einstige Stellung, desto größer die Glaubwürdigkeit der Schilderungen.

Einblicke in ein geschlossenes, korruptes System

Viele dieser Schriften zeigen bemerkenswerte ideologische Reflexion und analysieren die geistigen Strömungen innerhalb der islamistischen Bewegung. Vor allem aber liefern sie wertvolle Hinweise auf die subversive Agenda der Muslimbruderschaft und deren ideologische Schnittmengen mit anderen extremistischen Strukturen. Ihr Wert liegt nicht nur in der Aufarbeitung, sondern auch im präventiven Potenzial – etwa zur Aufklärung junger Menschen, die für Radikalisierung anfällig sind.

Der Islamismus-Experte Hesham Al-Naggar betont, dass die Bücher Praktiken offenlegen, die selbst Kenner der Szene überraschen dürften – etwa das Ausmaß an Korruption, Bereicherung und Machtmissbrauch in der Führung der Bruderschaft, die sich rhetorisch stets als fromme Reformbewegung inszenierte.

Al-Naggar hebt hervor, dass manche Werke auch tief in die theologische Instrumentalisierung der Religion eintauchen. Führende Kader hätten religiöse Texte manipuliert und zentrale Wahrheiten unterdrückt, um politische und wirtschaftliche Ziele zu verfolgen. Der frühere Top-Kader Tharwat El-Kherbawy habe entscheidend zur Entlarvung dieser Methoden beigetragen und gezeigt, wie sehr sich die Bruderschaft von einem religiösen Ideal zu einer sektenartigen Machtstruktur entwickelt habe.

„Ich war ein Bruder – jetzt bin ich Ägypter“

Ein Beispiel ist das Buch Ich war ein Bruder – jetzt bin ich Ägypter von Tarek Al-Bishbishi, der 25 Jahre lang verschiedene Funktionen in der Organisation innehatte, vor allem im politischen Bereich. Die politische Abteilung sei maßgeblich daran beteiligt gewesen, die Bruderschaft als friedliche religiöse Bewegung darzustellen, so der Autor. Al-Bishbishi wurde bereits mit 18 Jahren rekrutiert – durch „individuelle Daʿwa“, also gezielte religiöse Ansprache – wegen seiner stillen Art und regelmäßigen Moscheebesuche.

Doch nach der Revolution von 2011 sei die wahre Natur der Bewegung offenbar geworden: „Sie stürzten sich wie tollwütige Wölfe auf das Land“, schreibt er. Gewalt sei plötzlich kein Tabu mehr gewesen. Als Al-Bishbishi sich zunehmend kritisch äußerte, geriet er ins Abseits. „Je mehr sie Ägypten verrieten, desto entschlossener wurde ich, mich ihnen zu widersetzen“, so sein Fazit. Die Bruderschaft sei ein zerstörerisches Projekt, ein Werkzeug ausländischer Interessen, das Religion instrumentalisiere, um den Staat zu zersetzen.

Al-Bishbishi plädiert dafür, dass solche Erfahrungen breiter öffentlich gemacht werden – nicht nur über Bücher, sondern auch in sozialen Medien. Er fordert staatliche Unterstützung für Aussteiger, die aufklären wollen, denn individuelle Bemühungen allein reichten nicht aus.

„Wie Haschischsüchtige – betäubt und kritiklos“

Ein weiteres aufrüttelndes Zeugnis liefert Dr. Mokhtar Nouh, Jurist und prominenter Dissident innerhalb der Bruderschaft, in seinem Buch Enzyklopädie der Gewalt in bewaffneten islamistischen Bewegungen: Fünfzig Jahre Blut. Er beschreibt, wie die Bruderschaft scharf gegen religiöse Gelehrte vorging, die ihr widersprachen – einige wurden sogar als Abtrünnige (Apostaten) gebrandmarkt.

Besonders heftig sei die Ablehnung gegen den renommierten Gelehrten Sheikh Mohammed Al-Ghazali ausgefallen, nachdem dieser die geheime „Spezialabteilung“ der Bruderschaft verlassen hatte. Al-Ghazali sei daraufhin systematisch ausgegrenzt worden. Selbst Yusuf Al-Qaradawi sei zeitweise als Gegner betrachtet worden – bis er wieder Einfluss gewann, woraufhin sich die Haltung schlagartig änderte.

Nouh beschreibt diese ideologische Flexibilität als bedenklich: „Wie können sich Überzeugungen so radikal und plötzlich ändern? Es ist, als wären sie betäubt – unfähig zum selbstständigen Denken.“ Die Bruderschaft gleiche in dieser Hinsicht einer Suchtgemeinschaft, deren Mitglieder nicht mehr zwischen Wahrheit und Propaganda unterscheiden könnten.

Für die Bewegung seien gerade die Aussteiger die gefährlichsten Feinde – nicht etwa Andersgläubige oder säkulare Gegner, sondern ehemalige Insider, vor allem aus der „Spezialabteilung“. Diese würden als Verräter erster Ordnung behandelt.

Nouh erinnert sich auch an die Zeit, als Mitglieder der Bruderschaft den gescheiterten Attentatsversuch auf Präsident Gamal Abdel Nasser 1954 als „Inszenierung“ abtaten. „Wir lebten in völliger Verdrängung. Selbst die Kugeln galten als Attrappen.“ Später habe er die Gerichtsakten studiert – das Attentat sei echt gewesen: sechs Schüsse aus nächster Nähe.

Er verweist auch auf frühere Fernsehinterviews des verstorbenen Journalisten Hamdi Qandil, in denen Mitglieder der Bruderschaft offen über geplante Attentate und Sabotageakte sprachen – sogar über Pläne gegen die Sängerin Umm Kulthum und den Komponisten Mohamed Abdel Wahab. Auch in einer Sendung von Helmy Al-Balk wurden ähnliche Geständnisse gemacht – die Aufnahmen seien später jedoch aus den Archiven verschwunden.

Nouh zieht Parallelen zur berüchtigten ismailitischen Hashashin-Sekte des Mittelalters. Beide Gruppierungen, so sein Fazit, operierten mit ideologischer Manipulation, förderten Hass und verweigerten jede Form von Dialog – vor allem mit jenen, die ihnen einmal nahestanden und dann zur Wahrheit gelangten.

Die Doktrin des blinden Gehorsams

Tharwat El-Kherbawy, prominenter Aussteiger und Autor von Das Geheimnis des Tempels, erinnert sich an ein Gespräch mit Zainab Al-Ghazali, einer der einflussreichsten Frauen in der Muslimbruderschaft. Sie habe ihm offenbart, dass die Bruderschaft insgesamt 19 Attentatsversuche auf Präsident Nasser geplant habe – zwei davon seien ernsthaft verfolgt worden, einer unter Mitwirkung des späteren Obersten Führers Mohamed Badie.

El-Kherbawy schildert, wie neue Mitglieder systematisch auf blinden Gehorsam konditioniert wurden – kritisches Denken galt als gefährlich. Die Bruderschaft, sagt er, sehe sich selbst wie den Mond: „Von außen hell und strahlend – doch sobald man auf ihrer Oberfläche landet, ist alles dunkel, voller Krater und Felsen.“ Die Mitglieder würden sich selbst als moralisch und religiös über alle anderen Muslime erhaben betrachten – beinahe wie die Gefährten des Propheten.

Zum verpflichtenden Repertoire gehörten spezielle Treueeide (Bayʿa), die als religiöse Pflicht dargestellt wurden – obwohl der Islam die Bayʿa allein Gott und seinem Gesandten vorbehalte. Wer nicht gehorchte, musste mit Strafmaßnahmen rechnen: stundenlange Dauerläufe oder Nahrungsentzug sollten Geduld und Loyalität testen.

„Zurück aus dem Paradies der Bruderschaft“

Ein weiteres eindrucksvolles Zeugnis liefert das Buch Zurück aus dem Paradies der Bruderschaft von Samah Faiz. Darin beschreibt er, wie er als Kind in die Organisation hineinwuchs und durch kostenlose Nachhilfeangebote gezielt angeworben wurde. Die Botschaft an die jungen Köpfe: Sie seien auserwählt, den Islam wieder zur Größe zu führen – bis hin zum Sieg am Jüngsten Tag.

Faiz erkannte zunächst nicht, dass er bereits Teil der Bruderschaft war, bis er bei einem Freund die „Zehn Gebote“ von Gründer Hassan Al-Banna entdeckte. Als ihn erste Zweifel überkamen, fürchtete er, ein Abtrünniger zu werden. Doch durch kritische Lektüre und die Erkenntnis, dass säkulare Kräfte und Präsident Nasser keineswegs die Dämonen waren, als die sie dargestellt wurden, löste er sich 2005 endgültig.

In seinem Buch beschreibt Faiz, wie jegliches Hinterfragen innerhalb der Bruderschaft unterdrückt wurde. „Fragen zu stellen, heißt zu zweifeln – und Zweifel ist ein Zeichen schwachen Glaubens“, schrieb er. Der Kontakt zu Christen oder Mädchen sei tabu gewesen – beide galten als unrein oder gar teuflisch.

Faiz versuchte später, lediglich an den religiösen Sitzungen der Bruderschaft teilzunehmen – doch dies wurde ihm nur unter der Bedingung vollständiger ideologischer Unterwerfung erlaubt. 2009 kappte er endgültig alle Verbindungen.

„Sie sind weder Brüder noch Muslime“

Dr. Abdel Sattar Al-Meligy, einer der frühesten Aussteiger, sieht in den Ereignissen nach dem Sturz von Präsident Mohamed Mursi 2013 den Beweis, dass Ägypten nicht von der Bruderschaft selbst, sondern von ihrem geheimen Schattenapparat regiert worden sei. Er verweist auf Hassan Al-Bannas Warnung, dass manche Strukturen der Bewegung „weder Brüder noch Muslime“ seien.

Für Al-Meligy markierten die Massenproteste vom 30. Juni 2013 eine entscheidende Wende: Seither sei der Konflikt nicht mehr einer zwischen Staat und Bruderschaft – sondern zwischen der Bruderschaft und dem ägyptischen Volk. „Heute steht der Name der Bruderschaft für Ignoranz und Terror“, sagt er. Einst vom Staat verboten, sei sie heute „vom Volk verstoßen“ – ohne Chance auf ein Comeback.

Zwischen Wahrheit und Opportunismus

Auch die Autorin Entessar Abdel Moneim beschreibt in ihrem Buch Meine Geschichte mit der Bruderschaft den Weg vom Glauben an die Bewegung zur bitteren Erkenntnis: Sie sei angeworben worden mit dem Versprechen religiöser Erneuerung – doch entdeckt habe sie eine Organisation, die religiöse Prinzipien systematisch verdrehe, um politische Macht zu sichern.

Trotz öffentlicher Diffamierung und persönlicher Risiken habe sie sich bewusst für die Wahrheit und gegen blinden Gehorsam entschieden. Ihr Buch thematisiert auch das rigide Frauenbild der Bruderschaft, in dem Frauen entweder unsichtbar gemacht oder völlig ausgeschlossen werden – Teil eines simplifizierenden Weltbildes, das nur Freund oder Feind kennt.

Eine neue Ära der Aufarbeitung

Interessanterweise reichen die ersten Abspaltungen von der Bruderschaft bis in ihre Gründungszeit zurück. Einer der frühesten Abtrünnigen war Sheikh Ahmed Al-Sukari, Mitbegründer der Bewegung neben Hassan Al-Banna. Doch über Jahrzehnte blieben viele Aussteiger öffentlich still – aus Angst, Loyalität oder Resignation.

Erst mit dem Umbruch durch den Arabischen Frühling änderte sich das. Heute hat nahezu jede prominente Aussteigerin und jeder führende Abtrünnige seine Erfahrungen in Buchform veröffentlicht. Die Öffentlichkeit erhält so einen bislang nie dagewesenen Einblick in die innersten Machtstrukturen, Ideologien und Widersprüche der Bruderschaft – ein System, das jahrzehntelang im Dunkeln lag und nun zunehmend ans Licht gezerrt wird.

Alle Veröffentlichungs- und Urheberrechte sind dem MENA Research Center vorbehalten.

Tags: ÄgyptenMuslim BrotherhoodPolitischer Islamismus

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