Eine wachsende ideologische Herausforderung prägt das heutige Europa – der Islamismus. Diese Ideologie, die von Gruppen wie der Muslimbruderschaft und extremen Fraktionen wie ISIS, den Taliban und al-Qaida vertreten wird, strebt danach, den politischen Einfluss des Islam auszuweiten. Während der Islamismus sich vom politischen Islam unterscheidet, hat sich seine rasche Verbreitung über den Kontinent nicht nur auf europäische Gesellschaften, sondern auch auf die nationalen Sicherheitsinteressen der USA ausgewirkt.
Jahrelang behandelten US-Politiker den Islamismus weitgehend als ein europäisches Problem und konzentrierten sich stattdessen auf Terrorismusbekämpfung und Deradikalisierung. Doch der wachsende Einfluss des Islamismus in Europa hat weitreichende geopolitische Konsequenzen, sodass Washington dieses Thema nicht länger ignorieren kann.
Die Ausbreitung des Islamismus und seine gewaltsamen Folgen
In den vergangenen zwei Jahrzehnten haben sich sowohl gewalttätiger als auch nicht-gewalttätiger Islamismus in Europa ausgebreitet. Besonders Frankreich wurde von einer Welle terroristischer Anschläge heimgesucht, darunter das Massaker im Bataclan 2015 und die Enthauptung des Lehrers Samuel Paty im Jahr 2020. Ähnliche Angriffe ereigneten sich in Brüssel, Wien, Berlin, London und anderen Städten und forderten zahlreiche Opfer. Sicherheitsbehörden haben viele weitere geplante Anschläge vereitelt, was die anhaltende Bedrohung durch islamistischen Extremismus unterstreicht.
Das Problem beschränkt sich jedoch nicht nur auf isolierte Terrorakte. Über 5.000 europäische Bürger reisten in den 2010er-Jahren nach Syrien, um sich dem IS anzuschließen, davon mehr als 2.000 allein aus Frankreich. Selbst nach der Zerschlagung des Kalifats setzen radikalisierte Personen weiterhin Messerangriffe und andere Gewalttaten ein. In Deutschland stieg die Zahl der Messerangriffe zwischen 2021 und 2023 um fast 40 %, viele davon mit islamistischem Hintergrund. In Solingen warnte ein Polizeichef Bürger davor, öffentliche Veranstaltungen zu besuchen, da Extremisten eine wachsende Gefahr darstellten – ein Spiegelbild der zunehmenden Angst in europäischen Städten.
Auch christliche Stätten wurden attackiert. Allein im Jahr 2019 wurden schätzungsweise 3.000 Kirchen, Schulen und andere christliche Wahrzeichen in Europa vandalisiert oder geplündert, wobei Frankreich und Deutschland die höchsten Zahlen verzeichneten. Auch wenn nicht alle Vorfälle direkt mit dem Islamismus in Verbindung standen, wiesen viele darauf hin.
Nicht-gewalttätiger Islamismus und seine gesellschaftlichen Auswirkungen
Neben der Gewalt hat sich auch der nicht-gewalttätige Islamismus in europäischen Gesellschaften etabliert. Symbole verbotener Terrororganisationen wie Hamas und Hisbollah tauchen regelmäßig bei Demonstrationen auf. Straßengebete – obwohl in einigen Ländern offiziell verboten – sind weiterhin ein sichtbares Zeichen islamistischen Einflusses. In Großbritannien ziehen die jährlichen Eid-Feiern in Birmingham mittlerweile bis zu 140.000 Teilnehmer an, während in Frankreich islamistisch ausgerichtete Gruppen den Laizismus des Staates infrage stellen.
Der Angriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 hat islamistische Bewegungen in Europa zusätzlich ermutigt. Pro-Gaza-Proteste mit pro-Hamas-Rhetorik haben zugenommen, und antisemitische Vorfälle sind stark angestiegen. In Hamburg forderten Demonstranten kürzlich ein weltweites Kalifat, während in London Menschenmengen Parolen skandierten, die jüdische Gemeinschaften bedrohten. Die Folge: Eine steigende Zahl jüdischer Bürger verlässt Frankreich und Großbritannien in Richtung Israel, getrieben von der Angst vor gezielter Gewalt.
Die Masseneinwanderung hat die Lage weiter verkompliziert, da islamistische Netzwerke aktiv die Integration behindern. Viele überwiegend muslimische Viertel in Frankreich, Deutschland und Schweden funktionieren als „Parallelgesellschaften“, in denen islamistische Anführer die Abgrenzung von der westlichen Kultur fördern. In Frankreichs Banlieues schüren radikale Prediger antiwestliche Stimmungen und erleichtern die Rekrutierung für extremistische Zwecke. Der deutsche Verfassungsschutz schätzt, dass sich mittlerweile über 27.000 Islamisten im Land aufhalten – ein dramatischer Anstieg in den letzten zwanzig Jahren.
Europäische Reaktionen: Ein Flickenteppich unzureichender Maßnahmen
Nach den Anschlägen vom 11. September 2001 versuchten europäische Regierungen, durch Dialog und Integrationsprogramme muslimische Gemeinschaften einzubinden. Doch diese gut gemeinten Bemühungen setzten oft Multikulturalismus über Sicherheitsinteressen und schufen unbeabsichtigt Raum für islamistische Ideologien. Die Politik der Toleranz und Einbindung hat die Verbreitung radikaler Ideologien nicht eindämmen können.
Die britische Anti-Terror-Strategie „CONTEST“ umfasste zwar Maßnahmen zur Verhinderung von Radikalisierung, scheiterte aber daran, die ideologischen Grundlagen des Islamismus anzugehen. Auch die Terrorismusbekämpfungsinitiativen der EU konzentrierten sich hauptsächlich auf den Dschihadismus, während die breitere islamistische Bewegung weitgehend unbeachtet blieb.
In jüngerer Zeit haben einige europäische Staatschefs das Problem erkannt. Frankreichs Präsident Emmanuel Macron bezeichnete den Islamismus als ein „politisches Projekt, das sich von der Republik abspalten will“ und drängte auf Reformen, um ausländisch finanzierte Moscheen und islamistische Organisationen einzuschränken. Österreich, Dänemark und Frankreich haben die Finanzierung muslimischer Gruppen aus dem Ausland verboten, während Deutschland begonnen hat, Imame im Inland auszubilden. Italien hat radikale Prediger abgeschoben, und Schweden hat die öffentliche Finanzierung islamistisch verbundener Gruppen reduziert. Doch diese Maßnahmen sind fragmentiert und stoßen auf politischen Widerstand.
Konsequenzen für die Vereinigten Staaten
Das unkontrollierte Wachstum des Islamismus in Europa schwächt Amerikas transatlantische Verbündete, erschwert den Zusammenhalt der NATO und schafft ein Umfeld, das globale Dschihadistennetzwerke begünstigt. Der zunehmende Islamismus in Europa hat zudem wichtige außenpolitische Entscheidungen beeinflusst, insbesondere im Hinblick auf Iran und Israel. Europäische Regierungen haben aus Angst vor innenpolitischer Instabilität eine weichere Haltung gegenüber dem Iran eingenommen, wodurch Teheran seinen Einfluss ausbauen konnte.
In Großbritannien zeigten die Parlamentswahlen im Juli 2024, dass islamistisch orientierte Wählergruppen zunehmend Einfluss gewinnen, was sich in der veränderten Haltung der Labour-Partei zur Anerkennung Palästinas widerspiegelt. In Frankreich wiederum spiegelt der jüngste Wahlerfolg von Marine Le Pens Rassemblement National die wachsende öffentliche Frustration über den Islamismus wider – dennoch haben die etablierten Parteien bisher keine effektiven Lösungen umgesetzt.
Ein Aufruf zu entschlossenem Handeln
Trotz wachsendem Problembewusstsein zögern europäische Politiker weiterhin, dem Islamismus umfassend entgegenzutreten. Sprachregelungen und Vorwürfe der Islamophobie verhindern eine ernsthafte Debatte, während politische Entscheidungsträger befürchten, wichtige Wählergruppen zu verprellen. Weder die NATO noch die EU haben bislang eine einheitliche Strategie entwickelt, um die ideologischen und sicherheitspolitischen Herausforderungen des Islamismus zu bewältigen.
Die USA müssen aus den europäischen Fehlern lernen. Während Amerika bisher von den gewalttätigen Ausprägungen des Islamismus weitgehend verschont blieb, ist die zugrunde liegende Ideologie bereits im Land vorhanden. Die Fehler Europas sollten als Warnung dienen, um islamistische Einflüsse frühzeitig einzudämmen.
Islamismus ist längst nicht mehr nur ein europäisches Problem – er ist eine globale Herausforderung. Angesichts der zunehmenden ideologischen Auseinandersetzung müssen sowohl europäische als auch amerikanische Staats- und Regierungschefs eine entschiedenere Haltung einnehmen, um sicherzustellen, dass die demokratischen Werte des Westens nicht durch eine Ideologie ausgehöhlt werden, die ihre Zerstörung anstrebt.