Von Ahmad al-Remeh
Das iranische Regime hat im vergangenen Jahr eine beispiellose Hinrichtungswelle durchgeführt und mit insgesamt 1.153 Exekutionen im iranischen Kalenderjahr 1403 (März 2024 – März 2025) einen neuen Höchststand erreicht. Das entspricht einem Anstieg von 42 % gegenüber dem Vorjahr, wie aus Daten iranischer Oppositionsquellen und Menschenrechtsorganisationen hervorgeht.
Die Hinrichtungen erfolgten in 94 Gefängnissen in 31 Provinzen, wobei der Großteil – 961 Fälle oder 83 % – während der kurzen Amtszeit von Präsident Masoud Pezeshkian vollstreckt wurde, der Ende Juli 2024 sein Amt antrat. Unter den Opfern befanden sich 38 Frauen und sieben Minderjährige; mindestens sieben Exekutionen wurden öffentlich in verschiedenen Städten durchgeführt – häufig begleitet von schockierender Gewalt.
Der starke Anstieg der Hinrichtungen wird weithin als Reaktion auf wachsende politische Instabilität und die Angst vor innerem Aufruhr interpretiert. Maryam Rajavi, die gewählte Präsidentin des Nationalen Widerstandsrates Iran (NWRI), bringt die Eskalation mit der sich verschärfenden inneren Krise des Regimes in Verbindung.
„Während die expansionistischen und militärischen Strategien des Regimes unter Druck zusammenbrechen und ein landesweiter Aufstand droht, greift das Regime zu Massenhinrichtungen, um Angst zu säen und Widerstand zu unterdrücken“, sagte Rajavi.
Sie forderte die internationale Gemeinschaft auf, jegliche Zusammenarbeit mit Teheran an die Beendigung von Hinrichtungen und Folter zu knüpfen, und plädierte dafür, die Menschenrechtslage Irans vor den UN-Sicherheitsrat zu bringen. Zudem bekräftigte sie die Forderung, den Obersten Führer Ali Khamenei und hochrangige Regimevertreter wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit strafrechtlich zu verfolgen.
Exklusive Daten, die dem NWRI und anderen Oppositionsquellen vorliegen, zeigen, dass die Zahl der Hinrichtungen in den letzten Monaten drastisch angestiegen ist:
- Februar 2025 (Bahman 1403): 74 Hinrichtungen, gegenüber 36 im Februar 2024.
- März 2025 (Esfand 1403): 121 Hinrichtungen, verglichen mit 21 im März 2024 – fast sechsmal so viele, obwohl der Monat mit dem Ramadan zusammenfiel, in dem traditionell weniger Exekutionen stattfinden.
Besonders auffällig war die Häufung an bestimmten Tagen:
- August 2024 & 1. März 2025: je 29 Hinrichtungen
- Februar 2025: 25 Hinrichtungen
- Januar 2025: 21 Hinrichtungen
- Oktober 2024: 20 Hinrichtungen
Unter den Opfern waren auch drei Brüder der belutschischen Minderheit – Jalal, Javad und Ali Reza Afagh –, die in Maschhad hingerichtet wurden, sowie zwei weitere Brüder, Gholam Hosseinfar und Ebrahim Khalilifar, ebenfalls in dieser Stadt. In einem weiteren Fall wurden Vater und Sohn gemeinsam in Qorveh exekutiert.
Die meisten Hinrichtungen wurden in folgenden Gefängnissen verzeichnet:
- Qezel Hesar (Karadsch): 186 Hinrichtungen
- Adel Abad (Schiras): 112
- Dastgerd (Isfahan): 88
- Zentralgefängnis Täbris: 62
- Vakilabad (Maschhad): 46
- Chubin Dar (Qazvin): 37
- Zentralgefängnis Zahedan: 34
- Zentralgefängnis Yazd: 30
- Zentralgefängnis Karadsch: 29
- Lakan (Rascht) und Zentralgefängnis Zandschan: je 27
Bemerkenswert ist, dass 135 der Opfer aus der Provinz Sistan und Belutschistan stammten – einer seit Langem von Teheran marginalisierten Region. Die belutschische Minderheit stellt nur einen kleinen Teil der Bevölkerung, machte jedoch 12 % aller Hingerichteten aus – ein unverhältnismäßig hoher Anteil, der den Verdacht gezielter Repression nährt.
Von 605 bestätigten Altersangaben lag das Durchschnittsalter der Hingerichteten bei unter 36 Jahren – ein Hinweis darauf, dass viele junge Menschen betroffen sind. Die Zahl der hingerichteten Frauen hat sich im Vergleich zum Vorjahr fast verdoppelt (von 20 auf 38), während sieben der Exekutierten zur Tatzeit minderjährig waren. Mehr als die Hälfte der Opfer (566 Personen) wurden wegen Drogendelikten hingerichtet – ein Vorwurf, den das Regime häufig weit auslegt. Oppositionsgruppen betonen jedoch, dass die Todesstrafe vor allem gegen Kleindealer verhängt wird, während der Drogenhandel in Iran von mächtigen Netzwerken mit Verbindungen zu den Revolutionsgarden (IRGC) und dem inneren Zirkel Khameneis kontrolliert wird, die damit Milliarden an illegalen Einnahmen generieren.
Rajavi unterstrich, dass die iranische Führung seit Jahrzehnten Hinrichtungen als Herrschaftsinstrument einsetzt: „Seit 45 Jahren stützt sich das klerikale Regime auf zwei Säulen: innere Repression – geprägt von Folter und Hinrichtungen – und äußere Aggression durch Terrorismus und militärische Intervention“, sagte sie. „Heute, da der regionale Einfluss des Regimes schwindet und das Risiko eines Volksaufstandes wächst, intensiviert es seine Politik des Massenmords.“ Sie rief insbesondere die junge Generation Irans auf, sich der Bewegung „Nein zur Hinrichtung“ anzuschließen und öffentlich gegen die „barbarische Staatsgewalt“ Stellung zu beziehen.
Globale Auswirkungen
Rajavi warnte davor, dass internationales Schweigen oder Beschwichtigungspolitik Teheran nur weiter ermutigen würde: „Das Wegsehen gegenüber dem Regime – dem weltweit führenden Hinrichtungsstaat und Terrorismussponsor – ist nicht nur ein Verrat an den Menschenrechten, sondern eine reale Bedrohung für die Stabilität der Region und der Welt“, sagte sie.
Sie forderte die internationalen Mächte auf, jede Verhandlung oder Vereinbarung mit Iran an konkrete Fortschritte bei den Menschenrechten zu knüpfen – insbesondere an ein sofortiges Moratorium für Hinrichtungen.
Abschließend verwies Rajavi auf den Bericht eines ehemaligen UN-Sonderberichterstatters vom Juli 2024, in dem gefordert wurde, Khamenei und andere hochrangige Regimevertreter wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit und Völkermord vor ein internationales Tribunal zu stellen.
Die entscheidende Frage bleibt: Wann wird das iranische Volk von diesem brutalen Regime befreit sein?