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Syrer in Europa zur Situation in ihrer Heimat

1:26 PM - 19 April, 2025
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Photograph: REUTERS/Karam al-Masri

Ein brüchiger Frieden nach vierzehn Jahren Bürgerkrieg – das Hoffnungsbild eines stabilen, versöhnten Syriens hat in den vergangenen Wochen einen herben Rückschlag erlitten. In der nordwestlichen Küstenregion Latakia, einem traditionellen Machtzentrum der alawitischen Gemeinschaft, kam es zu schweren bewaffneten Auseinandersetzungen zwischen Einheiten der neuen syrischen Regierung und bewaffneten Anhängern des gestürzten Präsidenten Bashar al-Assad. Die Gefechte markierten eine Eskalation, wie sie seit dem offiziellen Ende des Bürgerkriegs nicht mehr beobachtet worden war.

Auslöser war offenbar eine von Assad-treuen Milizen koordinierte Offensive, die gezielt auf Kontrollpunkte und Einrichtungen der neuen Machthaber in alawitisch dominierten Ortschaften abzielte. Beobachter sprechen von einer gut geplanten Aktion ehemaliger Elitetruppen, die sich trotz ihrer Niederlage nicht dem politischen Neuanfang unter der neuen Führung beugen wollen. Diese Offensive löste eine massive Gegenreaktion der Sicherheitskräfte aus – mit dramatischen Folgen für die Zivilbevölkerung.

Zwar konnte die Regierung den Aufstand militärisch niederschlagen, doch die Gewalt traf nicht nur Kombattanten. Berichten zufolge wurde bei der Niederschlagung der Rebellion kaum Rücksicht auf zivile Strukturen genommen. Laut der in London ansässigen Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte kamen bei dem Einsatz mehr als 1.000 Menschen ums Leben – viele von ihnen Frauen und Kinder. Die Organisation sprach von einem „Massaker“, das in seiner Brutalität an die schlimmsten Phasen des syrischen Bürgerkriegs erinnere.

Besonders brisant: In sozialen Netzwerken, insbesondere in alawitischen Facebook-Gruppen, mehren sich Stimmen, die den Militäreinsatz als gezielten Akt der Vergeltung interpretieren. Zahlreiche Beiträge beklagen, dass die alawitische Bevölkerung kollektiv für die Verbrechen des alten Regimes verantwortlich gemacht werde. Der Vorwurf eines ethnisch motivierten Rachefeldzugs steht im Raum – ein Narrativ, das die ohnehin fragile gesellschaftliche Lage im Nachkriegssyrien weiter anheizen dürfte.

Für den einstigen Rebellenführer und Übergangspräsidenten Ahmed al-Shaara waren die Zusammenstöße nicht überraschend. Er sprach von „erwartbaren Herausforderungen“, sah die Schuld aber bei den „Überresten des Regimes“, die einen neuen Bürgerkrieg zum Ziel hätten.

Wer nun recht hat, ist in der verworrenen Lage Syriens schwierig zu beantworten. Al-Shaara kündigte jedenfalls an, einen Nationalen Sicherheitsrat einberufen und die Geschehnisse untersuchen zu wollen.

Dieses strategische Vorgehen passt zum neuen Image, das al-Shaara seit seiner Machtübernahme im Dezember 2024 pflegt. Was ihm bewusst sein dürfte: Seine Glaubwürdigkeit steht auf dem Spiel – ebenso wie die diplomatischen Beziehungen. Zuvor noch international gesuchter Terrorist, tauschte er Kampfuniform gegen Anzug. Seine Sprache ist gemäßigt, bedacht und steht im Kontrast zu seinem von Gewalt geprägten Image von früher.

Er versprach Syrien und der Welt, dass eine neue Zeit bevorstehe – in der alle Minderheiten des Landes in Frieden miteinander leben können. Eine vorläufige Verfassung, die am Donnerstag angekündigt wurde, soll das sicherstellen.

Ob diese Vision seine Gefolgsleute mit ihm teilen, ist höchst fraglich. Denn die syrische Übergangsregierung entstammt der islamistischen Miliz HTS, die früher ein Al-Kaida-Ableger war und der teils auch brutale Extremisten angehören. Diese unter Kontrolle zu halten wird wohl die größte Herausforderung al-Shaaras sein, glauben Experten.

Folgt man den Erzählungen eines Syrers und einer Syrerin, die in der EU leben, gehen manche der Anhänger sogar so weit, ihre Feinde bis nach Europa zu verfolgen. Beide erhielten Drohungen von Männern, die sich auf die HTS berufen. Beide bangen nicht nur um ihre Zukunft, sondern auch um ihre Familien und Kinder, die laut aktuellen Plänen der Regierung nicht einreisen dürfen.

Einer von ihnen ist Ahmed. Der heute 34-jährige Syrer lebt seit 2022 in Österreich. Die Nachricht vom Sturz Bashar al-Assads im Dezember vergangenen Jahres hatte ihn zunächst mit Hoffnung erfüllt – Hoffnung auf Gerechtigkeit, auf ein Ende der jahrelangen Angst. Doch die Freude war nur von kurzer Dauer. Kaum wenige Tage nach dem Umbruch erhielt Ahmed ein verstörendes Video auf seinem Handy. Darin zu sehen: ein vermummter Mann mit Kalaschnikow, der in die Kamera spricht. Die Botschaft ist eindeutig: „Europa wird dich bald nach Syrien abschieben – und dann wirst du sterben, du Schwein.“

Die Drohung traf Ahmed ins Mark. Zu viele Erfahrungen aus der Vergangenheit haben ihn gelehrt, solche Worte ernst zu nehmen. Ursprünglich arbeitete er als einfacher Kameraverkäufer. Doch der Krieg veränderte alles. Als die Bomben fielen und die staatlichen Medien die Realität verzerrten, griff Ahmed zur Kamera – diesmal nicht, um sie zu verkaufen, sondern um das einzufangen, was in seiner Heimat wirklich geschah. Er filmte zerstörte Wohnhäuser, Proteste, Checkpoints, und verkaufte seine Aufnahmen an internationale Medien.

Seinen gefährlichsten Lebensabschnitt verbrachte er in Idlib, jener Stadt im Nordwesten Syriens, die sich über Jahre hinweg zur Hochburg oppositioneller und später islamistischer Gruppen entwickelte. Im Jahr 2017 übernahm die Hayat Tahrir al-Sham (HTS), ein islamistisches Bündnis mit Al-Qaida-Vergangenheit, die Kontrolle über die Region. Zunächst, so erzählt Ahmed, gaben sie sich moderat. Die Miliz bemühte sich um einen pragmatischen Umgang mit der Bevölkerung, versprach Ordnung, Schutz und sogar gewisse politische Freiheiten. „Sie wollten Vertrauen aufbauen“, sagt er rückblickend.

Doch diese Phase war nur von kurzer Dauer. „Nach drei Monaten war Schluss mit der Freundlichkeit. Sie haben die Demokratie abgeschafft“, berichtet Ahmed. Was folgte, war ein Klima der Angst. Wer es wagte, die neuen Machthaber zu kritisieren, wurde verfolgt – viele verschwanden spurlos, andere tauchten später in Gefängnissen wieder auf, gezeichnet von Folter und Misshandlungen.

Die Vereinten Nationen bestätigten Ahmeds Erzählung. In einem Bericht des UN-Menschenrechtsbüros vom September 2024 heißt es, es gebe „glaubhafte Hinweise“ auf systematische Folter und Misshandlung in Einrichtungen der HTS. Die Vorwürfe umfassen unter anderem Schläge, Elektroschocks und wochenlange Einzelhaft.

Ahmed ist nicht der Einzige mit solchen Erfahrungen. Auch Khaled, ein Bekannter aus Idlib, berichtet von seiner Inhaftierung: Drei Monate lang sei er in einem unterirdischen Gefängnis der HTS eingesperrt gewesen – ohne Anklage, ohne Zugang zu einem Anwalt. „Sie haben mich geschlagen, weil ich bei einer Protestaktion dabei war“, erzählt er. Heute lebt auch Khaled im Exil – und wie Ahmed hat er das Gefühl, dass selbst in der Ferne die alten Schatten noch immer nach ihm greifen.

Ein Drohvideo erhielt auch Fatima. Darin erklärt ihr ein vermummter Mann, dass es nur eine Frage der Zeit sei, bis man sie abschieben würde. In Syrien würde man sie, die „Hündin“, „wie ein Schaf abschlachten“. Seit 2023 lebt sie in München. „Ich hatte keine andere Wahl, als nach Deutschland zu kommen.“ Zum Ausbruch des Krieges in Syrien war sie mit einem konservativen Moslem verheiratet. Sie bekamen drei Kinder. Die entfernte Verwandtschaft mit einem Rebellenführer reichte dem Assad-Regime damals aus, sie verhaften zu lassen. „Zweieinhalb Monate lang haben sie mich eingesperrt und vergewaltigt“, erzählt sie. Berichte von damals dokumentieren die Entführungen der Verwandten von Rebellen.

Gerade die Erzählungen geflüchteter syrischer Frauen werfen ein grelles Licht auf das rigide Frauenbild, das die Hayat Tahrir al-Sham (HTS) über Jahre hinweg prägte – und das vielen bis heute in Erinnerung geblieben ist. In den von der Miliz kontrollierten Gebieten galten strenge Bekleidungsvorschriften, die öffentliche Sichtbarkeit von Frauen wurde stark eingeschränkt. Viele berichten, dass selbst der Gang zum Markt oder der Besuch bei Verwandten ohne männliche Begleitung riskant war. Bildung und Berufstätigkeit wurden systematisch erschwert – nicht gesetzlich verboten, aber faktisch unterdrückt durch soziale Kontrolle, Einschüchterung und Drohungen. Wer sich widersetzte, riskierte Sanktionen oder sogar Haft.

„Man wurde ständig beobachtet – wie du gehst, wie du sprichst, wie du dich kleidest“, erzählt Nour, eine 28-jährige Frau aus Maarat al-Numan, die heute in Deutschland lebt. Sie beschreibt das Gefühl, ständig unter einem unsichtbaren Schleier der Angst zu leben, der über allem lag. Schon ein falsch gebundener Schleier oder das Lächeln zur falschen Zeit konnte als Provokation gewertet werden.

Doch seitdem die HTS – nach dem Sturz des Assad-Regimes – die politische Führung im gesamten Land übernommen hat, versucht sie, ihr Image grundlegend zu wandeln. In offiziellen Verlautbarungen gibt sich die neue Regierung gemäßigt, ja fast progressiv. Insbesondere im Umgang mit Frauen bemüht man sich um eine neue Rhetorik. Die vorläufige Verfassungserklärung, die Anfang des Jahres verkündet wurde, soll ein Zeichen dieses Wandels sein. Darin heißt es, dass Frauen ein „breites Spektrum an Rechten und Freiheiten“ garantiert werde – einschließlich der Meinungs-, Rede- und Pressefreiheit.

Doch zwischen Anspruch und Realität klafft eine Lücke. Zwar betont die Regierung unter Premierminister Shaara, dass Gleichberechtigung ein zentrales Prinzip der Übergangsphase sei, doch bleibt bislang unklar, wie diese Rechte konkret umgesetzt und vor allem geschützt werden sollen – insbesondere in ländlichen Regionen, wo konservative Strukturen besonders tief verankert sind und ehemalige HTS-Kommandeure weiterhin lokale Macht ausüben.

Die vorläufige Erklärung gilt zunächst für fünf Jahre. In dieser Zeit soll ein Verfassungskomitee, das laut Regierung „aus verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen“ besteht, einen Entwurf für eine neue, dauerhafte Verfassung erarbeiten. Kritiker zweifeln jedoch an der Unabhängigkeit dieses Gremiums – insbesondere, da alle Mitglieder vom Premierminister selbst ernannt wurden. Auch Frauenrechtsorganisationen monieren, dass bislang keine einzige prominente Aktivistin im Komitee vertreten sei.

So bleibt vorerst offen, ob die versprochenen Freiheiten für Frauen mehr sind als nur diplomatische Rhetorik – und ob sich das Leben syrischer Frauen nach Jahren des Krieges und der Unterdrückung tatsächlich grundlegend ändern wird. Ausserdem stellt sich folgende Frage: Stammen die Drohungen lediglich von außer Kontrolle geratenen Fanatikern, oder ist es das wahre Gesicht hinter der neuen Fassade von al-Shaara? Die meisten Fachleute halten sie für plausibel – gerade weil es viele unkontrollierbare Elemente gebe. Die HTS ist letztlich kein homogenes Konstrukt.

Alle Veröffentlichungs- und Urheberrechte sind dem MENA Research Center vorbehalten.

Tags: AlawitenHTSSyrien

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